Montag morgen, zweite Stunde Mathematik
Marcel ist dran mit Rechnen. Oh Mann…
Das kleine Einspluseins kann er sich einfach nicht merken. „3 plus 5 ist gleich 7“, sagt er etwas unsicher nach einiger Bedenkzeit. „Bist du ganz sicher?“, fragt ihn seine Lehrerin. „Rechne nochmal genau nach!“ Zaghaft streckt Marcel im zweiten Anlauf nun seine Finger aus. Eigentlich darf er nicht mit den Fingern rechnen, sagt Mama. Auch Oma findet das. Aber anders kann er es einfach nicht. Marcel rechnet.
„3 plus 5 ist gleich 7“, sagt er etwas unsicher nach einiger Bedenkzeit.
So wie Marcel geht es vielen Kindern mit Rechenstörung. Er rechnet zählend. Das ist zu Beginn der mathematischen Entwicklung auch ganz normal. Rechnen Kinder aber auch noch über das erste Schuljahr hinaus auf diese Weise, spricht man vom sogenannten verfestigten zählenden Rechnen. Die Anwendung dieser Strategie erschwert es den Kindern, grundlegende Einsichten in arithmetische Zusammenhänge zu erlangen. Die weitere mathematische Entwicklung ist gefährdet.
Rechenstörung – Und nun?
Da die mathematische Entwicklung aufbauend verläuft, deuten Defizite in einem Bereich immer auch auf Verständnis- oder Automatisierungsprobleme in einem grundlegenderen Bereich hin. Ein schlichtes „Mehr“ an Übungen ist daher nicht ausreichend, um Verständnis aufzubauen. Zu Beginn eines Dyskalkulietrainings deckt die Förderkraft in einer oder auch mehreren förderdiagnostischen Sitzungen die individuellen mathematischen Konzepte des Kindes auf. Diese bilden den Anknüpfungspunkt für die weitere Förderung. Mit Hilfe geeigneter Darstellungsmittel wird Basiswissen aufgebaut, Fehlvorstellungen werden korrigiert. Nach und nach wird das verwendete Material von mentalen Vorstellungsbildern abgelöst. Durch das Nutzen mathematischer Beziehungen zwischen Aufgaben wird schlussendlich das Abspeichern von Rechenfakten erleichtert. Begleitende Verlaufsdiagnostiken stellen den Erfolg der Förderung sicher.